Nach vier Jahren Pause erwacht das Historische Volksfest wieder zum Leben


„Komm, Karline, komm, Karline, komm! Wir woll‘n nach Kannstatt geh’n, da ist es wunderschön!“ heißt es in einem Gassenhauer aus dem neunzehnten Jahrhundert. Aber heute zog es Volksfestbegeisterte nicht nur auf den Cannstatter Wasen, sondern vor allem auch auf den Schlossplatz im Herzen der Landeshauptstadt. Denn dort wurde heute das Historische Volksfest im Traditionszelt vor dem Neuen Schloss eröffnet. Zum zweiten Mal lässt es die Geschichte des „Landwirthschaftlichen Festes zu Kannstadt“ lebendig werden.

Bereits vor dem Beginn der Feier um 11 Uhr war der Zauber der Vergangenheit zu spüren. Die Echterdinger Musikanten begrüßten die eintreffenden Gäste, die in großer Zahl in regionalen Trachten erschienen. Das wunderschön mit Bändern, Wimpeln und Blumen geschmückte Festzelt, das von Festwirt Michael Schmücker und seinem Team bewirtschaftet wird, tat sein Übriges.

Brauchtumsexperte Wulf Wager präsentierte ein liebevoll gestaltetes Programm. Bereits der Einmarsch der Fahnen- und Trachtengruppen ließ historisches Flair aufkommen, zumal auch König Wilhelm und seine Frau Katharina, von Schauspielern verkörpert, den Festzug durch das Zelt begleiteten. Es wurden Volkstänze verschiedener Trachtengruppen aufgeführt, Bauern berichteten mundartlich von der Gründungszeit des Festes, und magisch wurde es, als die Gaukler und Künstler auf der Bühne erste Kostproben ihres Könnens gaben. Immer wieder wurde gesungen. Kleine „Liederbüchle“ auf den Tischen gaben „Textunsicheren“ eine Hilfestellung.

Zum krönenden Abschluss des Programms begrüßte Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper die Gäste und betonte die ganz eigene und besondere Art des Volksfestes und seine Bedeutung für die Menschen: „Das Volksfest muss sich mit keinem Volksfest der Welt messen, weil es für mich das unvergleichbare Fest aller alten und neuen Schwaben sowie aller Schwabenfreunde ist. Bei unserem Volksfest erwacht das württembergische Selbstbewusstsein. Es war und ist ein Hort der Freude, der Fröhlichkeit und, wenn es sein muss, auch des Trostes. Es ist ein Kraftquell für Geist und Seele und ein Kult- und Kulturereignis.“

Schlug OB Dr. Nopper das Fass erst gestern bei der Eröffnung des Cannstatter Volksfestes mit nur zwei Schlägen an, übertraf er diese Leistung heute noch und zapfte das erste Bier nach nur einem Schlag. Nach seinen offiziellen Worten „das zweite Historische Volksfest ist hiermit feierlich eröffnet“ sangen alle das Lied der Württemberger, und das bunte und fröhliche Treiben in und um das Traditionszelt nahm seinen Lauf. Der feine Nieselregen konnte die Besucher:innen des Schlossplatzes nicht davon abhalten, die nostalgischen Fahrgeschäfte auszuprobieren, ein leckeres Getränk zu schlürfen oder den Gauklern und Artisten bei ihren Tricks zuzusehen. „Hereinspaziert, hereinspaziert“ – auf ein schönes Fest!

Foto: in.Stuttgart